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Lock­down zwingt Fri­seu­re in die Knie

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Ost­frie­si­sche Fri­seu­rin­nun­gen hof­fen auf schnel­le und unkom­pli­zier­te staat­li­che Hilfen.

Ost­fries­land. Im Hand­werks­kam­mer­be­zirk Ost­fries­land sind rund 430 Salons von den zwei­ten behörd­li­chen Schlie­ßun­gen betrof­fen. Sie beschäf­ti­gen geschätz­te 1.200 Mit­ar­bei­ter und zäh­len mit rund 120 Aus­zu­bil­den­den zu einem der größ­ten hand­werk­li­chen Aus­bil­der in der Regi­on. Mit gro­ßer Sor­ge ver­fol­gen die Ober­meis­ter der ost­frie­si­schen Fri­seu­rin­nun­gen die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen. Gemein­sam mit Imke Hen­nig, Vize­prä­si­den­tin der Hand­werks­kam­mer für Ost­fries­land, haben sich die Ober­meis­ter Joa­chim Wachs­mann (Aurich-Nor­den), Hei­ner Hei­jen (Leer-Witt­mund) sowie Frank Gra­bow­ski (Emden) in einer Tele­fon­kon­fe­renz ausgetauscht.

„Für vie­le Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen war der Lock­down im Früh­jahr bereits exis­tenz­be­dro­hend – die­ser zwei­te stellt uns alle noch ein­mal vor unbe­kann­te Her­aus­for­de­run­gen“, erklär­te Joa­chim Wachs­mann. Die Ober­meis­ter befürch­ten, dass die erneu­ten Ein­nah­me­ver­lus­te Insol­ven­zen nach sich zögen. „Vie­le unse­rer Mit­glie­der sind am Limit“, beschrieb Fri­seur­meis­ter Hei­ner Hei­jen die Lage. Ohne­hin war das Jahr 2020 für das Fri­seur­hand­werk mehr als schlecht: Kon­fir­ma­tio­nen, Bäl­le, Hoch­zei­ten – alles Grün­de für einen ordent­li­chen Haar­schnitt, die auf­grund der Coro­na-Ein­schrän­kun­gen weit­ge­hend ent­fie­len. War dann noch der Ver­lust des umsatz­star­ken Weih­nachts­ge­schäfts in den letz­ten Wochen bereits bit­ter, schlägt beson­ders der Monat Janu­ar noch ein­mal stark ins Kon­tor, „weil dann vie­le Rech­nun­gen wie Ver­si­che­run­gen, Gebüh­ren usw. begli­chen wer­den müs­sen“, so Hei­jen weiter. 

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Staat­li­che Hil­fen müss­ten jetzt schnell und unbü­ro­kra­tisch flie­ßen. Vie­le Innungs­mit­glie­der berich­te­ten von Pro­ble­men bei der Bereit­stel­lung finan­zi­el­ler Mit­tel, sag­te Fri­seur­meis­te­rin und Vize­prä­si­den­tin Imke Hen­nig.  In klei­nen Salons, etwa in sol­chen mit nur drei Mit­ar­bei­tern, sei der Chef oder die Che­fin wich­tigs­ter Mit­ar­bei­ter. „Sie gehen in den aktu­el­len Rege­lun­gen aber noch leer aus und erhal­ten kein Kurz­ar­bei­ter­geld – hier müs­sen Lösun­gen gefun­den wer­den, die die­se Men­schen berück­sich­ti­gen”, for­der­te Hennig.

 

Gleich­zei­tig stel­le die Ver­let­zung von Arbeits­ver­bo­ten eine Belas­tung dar. „Ein­zel­ne Kun­den kon­tak­tie­ren gezielt ihre Fri­seu­re. Man­cher lässt sich auf den Deal ein“, berich­te­te Frank Gra­bow­ski (Emden). Aller­dings sei ein sol­ches Ver­hal­ten höchst fahr­läs­sig. Es dro­hen hohe Geld­bu­ßen bis zu 25.000 Euro für Fri­seur und Kun­de. Außer­dem scha­de das Ver­hal­ten dem Wirt­schafts­zweig. „Wenn die­ser Trend anhält, dann haben red­li­che Fri­seur­be­trie­be und deren Beschäf­tig­te das Nach­se­hen“, ergänz­te Joa­chim Wachs­mann. Die Fol­ge wäre der Ver­lust von Arbeits- und Ausbildungsplätzen.

 

Vor die­sem Hin­ter­grund appel­lier­ten die Ober­meis­ter und die Vize­prä­si­den­tin an die Ver­nunft der Mit­men­schen und die Soli­da­ri­tät der Berufs­kol­le­gen: „Hal­ten Sie sich an momen­ta­ne Arbeits­ver­bo­te, auch wenn es schwer fällt. Wir alle müs­sen dazu bei­tra­gen, das Risi­ko der Ver­brei­tung des Coro­na­vi­rus so gering wie mög­lich zu hal­ten. Wer das miss­ach­tet, scha­det auch der Branche.“

 

An die Ver­ant­wor­tungs­trä­ger auf Lan­des­ebe­ne gerich­tet rie­fen die Ober­meis­ter dazu auf, die Schlie­ßun­gen der Fri­seur­be­trie­be zu über­den­ken. „Die Fri­seu­re in Ost­fries­land haben bewie­sen, dass sie auch wäh­rend einer Pan­de­mie mit einem zuver­läs­si­gen Hygie­ne­kon­zept offen blei­ben kön­nen.“ Die Ober­meis­ter sehen die Fri­seur­sa­lons nicht als Coro­na-Hot­spots und bewer­ten die aktu­el­len Schlie­ßun­gen als unver­hält­nis­mä­ßig. „Unse­re Hygie­ne­stan­dards sind auf höchs­tem Niveau und bie­ten unse­rer Kund­schaft sowie unse­ren Ange­stell­ten die gebo­te­ne Sicher­heit wäh­rend einer Fri­seur­dienst­leis­tung in Pan­de­mie­zei­ten“, erklär­te Hei­ner Heijen.

 

Die Fri­seu­re hal­ten sich seit Beginn der Coro­na-Pan­de­mie an die stren­gen SARS-CoV-2-Arbeits­schutz­stan­dards der Berufs­ge­nos­sen­schaft für Gesund­heits­dienst und Wohl­fahrts­pfle­ge (BGW), ergän­zend zur Coro­na-Ver­ord­nung des Lan­des. Die Ober­meis­ter waren sich einig, dass ange­ord­ne­te Schlie­ßun­gen ver­mie­den wer­den könn­ten, indem mil­de­re, aber geeig­ne­te und effek­ti­ve Mit­tel gewählt wer­den, um den Bedarf an Fri­seur­dienst­leis­tun­gen für die Bevöl­ke­rung zu sichern. Bei­spiels­wei­se könn­te das ver­pflich­ten­de Tra­gen von FFP2-Mas­ken ziel­füh­rend sein. Dar­über hin­aus sei die Ver­pflich­tung zur bereits prak­ti­zier­ten ver­bind­li­chen Ter­min­ver­ein­ba­rung ein Mit­tel, um die Kun­den­strö­me ver­ant­wort­lich und pan­de­mie­ge­recht zu len­ken. Mit ihr wer­de auch die Kon­takt­nach­ver­fol­gung her­vor­ra­gend sichergestellt.

Archiv­fo­to: Ingo Tonsor@Leser-Echo.de


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