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KfW unterstützt Meyer Werft mit 200 Millionen Euro.
„Gemeinsam überwinden wir diese Krise“
Archivfoto: Ingo Tonsor@LeserECHO.de
Der Welthandel ist eingebrochen, die Werftenlandschaft liegt brach, die Weltleitmesse SMM musste verschoben werden: Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie erschüttern die maritime Branche. Wie kommen Reeder, Werften und Zulieferer aus der Krise? Wird das Virus ihr Geschäft nachhaltig verändern? Ein Marktüberblick.
Hamburg, 14.07.2020 – Die globale Wirtschaft hat die Covid-19-Pandemie schwer getroffen. „Die Rezession in diesem Jahr dürfte tiefer sein und die Erholung 2021 langsamer ausfallen, als noch vor zwei Monaten gedacht“, sagt Gita Gopinath, Chefvolkswirtin des Internationalen Währungsfonds IWF. Demnach werde die Weltwirtschaft um fast fünf Prozent schrumpfen. Das trifft die maritime Industrie besonders hart: Durch den weltweiten Lockdown wurden wichtige Handelsketten unterbrochen. Beim Branchenprimus Maersk ging der Containertransport im zweiten Quartal um mindestens 15 Prozent zurück.
Auch die SMM 2020 blieb von Corona nicht verschont: Eine Veranstaltung mit über 2.000 Ausstellern und rund 50.000 Besuchern im September war schlicht nicht vorstellbar. Die maritime Weltleitmesse wurde deshalb auf den 2. bis 5. Februar 2021 verschoben. Die Resonanz der Branche auf den neuen Termin ist positiv: „Wir können erfreulicherweise sagen, dass rund 90 Prozent der Aussteller der SMM 2020 auch an der SMM 2021 teilnehmen werden“, sagt Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter Maritime und Technologiemessen bei der Hamburg Messe und Congress (HMC). „Gemeinsam werden wir diese Krise überwinden“, so Selbach.
Zuversichtlich stimmen allmähliche Lockerungen in vielen Ländern. Chinas Wirtschaft fasst Fuß, zahlreiche Staaten öffnen wieder ihre Grenzen. Eine Rückkehr in die Normalität ist das jedoch noch nicht: Denn in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern steuert die Pandemie erst auf ihren Höhepunkt zu. Eine ungewisse Situation, die auch die maritime Wirtschaft vor enorme Herausforderungen stellt.
Renaissance durch Digitalisierung
„Wir wissen zwar, dass wir die Zukunft nicht vorhersagen können. Aber wir können versuchen, uns auf Veränderungen vorzubereiten, die eindeutig auf der Hand liegen”, sagt Martin Stopford, Präsident von Clarkson Research. „Sich nicht vorzubereiten kann riskanter und teurer sein, als die ‚sichere’ Option, nichts zu tun“, so der Schifffahrtsexperte. Die Coronakrise zwinge die maritime Branche, sich schnell neuen Wegen zu öffnen. Innovative digitale Produkte werden in Rekordzeit entwickelt und an den Start gebracht. „Die Pandemie hat die Digitalisierung der Branche beschleunigt und sie um ein halbes Jahrzehnt vorverlegt”, sagt Knut Ørbeck-Nielssen, CEO der Klassifikationsgesellschaft DNV GL — Maritime. „Die Krise hat das Potenzial, viele Innovationen und neue Ideen in der gesamten maritimen Welt anzustoßen – und die Branche so zu einer Renaissance zu führen.“ Der Hauptsponsor der SMM ist einer der Vorreiter bei digitalen Fernwartungen, dem Einsatz von Digital Twins und Datenanalysen. Davon profitiert auch die „grüne“ Schifffahrt. Wie die Branche den Technologie-Boost in nachhaltige Antriebslösungen ummünzen will, diskutieren Experten im Februar 2021 im Rahmen der SMM-Umweltkonferenz gmec und beim Maritime Future Summit. Driving the maritime transition – das Leitmotiv der maritimen Weltleitmesse – hat durch Corona weiter Fahrt aufgenommen.
Zulieferer zehren vom Umsatzpuffer
Dass gute Vorbereitung die halbe Miete ist, weiß Martin Johannsmann, Vorstandsvorsitzender der VDMA Marine Equipment and Systems und Vorsitzender der Geschäftsführung von SKF: „Wir sind insgesamt in der Branche gut aufgestellt. In der Coronakrise hat sich das ausgezahlt. Wir haben sehr schnell gelernt, mit der Pandemie umzugehen.“ Die Produktion lief fast ohne Unterbrechungen weiter, Aufträge konnten abgearbeitet werden. Allerdings zehren die deutschen Zulieferer hier noch von einem Auftragsplus um 3,4 Prozent aus dem vergangenen Geschäftsjahr.
Sorgen bereitet den Firmen aber die spürbare Kaufzurückhaltung der Kunden. Klaus Deleroi, Geschäftsführer beim Getriebespezialisten Reintjes, hofft deshalb auf Unterstützung der Bundesregierung. So steht eine Milliarde Euro für Ersatzbeschaffungen von Schiffen und digitale Projekte, saubere Schiffe, LNG-Betankungsschiffe und Landstromanlagen zur Verfügung.
Fahrt ins Ungewisse
Ein Blick in die weltweiten Orderbücher zeigt: Die Werften sind die großen Verlierer der Krise. Bereits vor Corona war der Auftragsbestand auf 13 Millionen Gross-Tonnage gesunken (2009: 30 Millionen GT). Insbesondere die erfolgsverwöhnte Kreuzfahrtbranche steht vor turbulenten Zeiten. Um eine Schieflage zu vermeiden, haben die zum malaysischen Konzern Genting gehörenden MV Werften 175 Millionen Euro Soforthilfe erhalten. Die staatliche KfW unterstützte die Meyer Werft mir 200 Millionen Euro. Der Marktführer im Kreuzfahrtsegment rechnet bis 2023 mit keinen neuen Aufträgen. Aktuelle Bauprojekte werden gestreckt, um Beschäftigungslücken zu vermeiden. Ginge es nach den Kreuzfahrtreedereien, würden sie ihre Flotten lieber reduzieren als erweitern. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass einige Schiffe auf dem Markt abgewrackt werden“, sagt Carnival-CEO Arnold Donald. Seit fast vier Monaten haben die weltweit 400 Kreuzfahrtschiffe Zwangsurlaub. Den Branchenführer Carnival kostet das pro Monat eine Milliarde US-Dollar. Erste zaghafte Ausflugsversuche – mit deutlich weniger Passagieren und strengem Hygienekonzept – startete jüngst die norwegische Reederei Hurtigruten. Wann der Normalbetrieb wieder richtig losgehe, sei die Millionen-Dollar-Frage, so CEO Daniel Skjeldam. Sogar „Cruises to Nowhere“, also Reisen ohne Landgang, sind denkbar. Ein Hoffnungsschimmer für die Branche sind die konstant eingehenden Buchungen für die nächste Kreuzfahrtsaison.
Fehlende Kooperation der Staaten
Weltweit hoffen Crews an Bord von Handels- und Kreuzfahrtschiffen, dass die Reisebeschränkungen aufgehoben werden. „In einigen Fällen sind Seeleute nun monatelang über ihre vertraglich vereinbarte Zeit hinaus auf Schiffen festgehalten worden. Sie sind direkt von der Untätigkeit und mangelnden Kooperation der Staaten rund um den Globus betroffen“, kritisiert Estelle Brentnall, Head of Maritime beim Europäischen Transportarbeiterverbands ETF. Sie fordert: „Lasst sie nach Hause gehen!”. Auch die Reeder setzen sich hier massiv für eine Lösung ein: „Mithilfe der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO haben wir etwa allen Staaten weltweit schon vor Wochen ein detailliertes Verfahren an die Hand gegeben, durch das auch in Corona-Zeiten Crew-Wechsel sicher möglich sind“, sagt Alfred Hartmann, Präsident des Verbands Deutscher Reeder.
Im Privaten wie im Geschäftlichen wird vieles momentan online abgewickelt – die Begegnung Face-to-Face kann das aber kaum ersetzen. „Man kann die ganze Welt über das Internet treffen, aber es ist nicht das Gleiche, wie auf der SMM zu sein, wo alle Mitglieder der Schifffahrtsgemeinschaft zusammenkommen, sich vernetzen und ihre Themen diskutieren”, sagt BIMCO-Präsidentin Sadan Kaptanoglu. Man müsse eben zusammen lachen, spaßen und feiern, um schließlich auch miteinander Geschäfte zu machen, sagt Dirk Lehmann, Managing Director des Hamburger Unternehmens Becker Marine Systems und stellvertretender Vorsitzender von SEA Europe.
Deshalb sind Veranstaltungen wie die SMM so wichtig. Nur im persönlichen Kontakt springt der Funke für neue Ideen, Partnerschaften und Geschäfte über. Die weltweite maritime Community freut sich darauf, vom 2. bis 5. Februar 2021 in Hamburg zusammenzukommen. Die HMC entwickelt aktuell in Kooperation mit den zuständigen Behörden und den Health & Safety Experten ausgewählter Aussteller ein Konzept, das auf den geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beruht. Ziel ist es, ein Maximum an Sicherheit und einen erfolgreichen Messeverlauf zu gewährleisten. Das Konzept wird im Oktober 2020 präsentiert.
Über die SMM
Die SMM ist die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft und findet alle zwei Jahre auf dem Gelände der Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) statt. Aufgrund der Coronakrise wurde die 29. Auflage der Messe von September 2020 auf den 2. bis 5. Februar 2021 verschoben. Schifffahrtsunternehmen, Werften, Zulieferer: Die SMM bildet auf dem Gelände der HMC die gesamte Wertschöpfungskette der maritimen Industrie ab. Vom Weltmarktführer bis zum Start-up treffen sich Entscheider, Experten und Multiplikatoren aus allen Teilen der Welt in Hamburg. Das macht die SMM zur größten internationalen Plattform für Innovationen in der maritimen Branche.
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Olaf Lies: „Baugenehmigungen sollen digital, bequem und von überall gestellt werden können”
Änderung der Niedersächsischen Bauordnung — Bauminister Olaf Lies: „Baugenehmigungen sollen digital, bequem und von überall gestellt werden können”
Mit einer Änderung der Niedersächsischen Bauordnung sollen künftig überall in Niedersachsen Bauanträge von zuhause aus elektronisch gestellt und die Verfahren elektronisch abgewickelt werden können. Die Landesregierung hat am (heutigen) Dienstag dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Niedersächsischen Bauordnung und des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes zugestimmt und beschlossen, den Entwurf zur Verbandsbeteiligung freizugeben und den Landtag hierüber zu unterrichten.
„Ziel ist es, dass demnächst jeder seine Baugenehmigung bequem, komplett digital und von überall beantragen kann. Diese Änderungen in der Niedersächsischen Bauordnung sind ein echter Meilenstein bei der Digitalisierung von Verwaltungsverfahren”, sagte Bauminister Olaf Lies. Und auch das Arbeiten in den Behörden werde sich ändern und schneller werden. „Künftig wird das parallele Abarbeiten von Anträgen innerhalb der Ämter die Regel werden. Das bedeutet, dass die Anträge nicht mehr nacheinander in Reihe abgearbeitet werden müssten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten dann zu jedem Zeitpunkt die einzelnen, speziell ihren Fachbereich betreffenden Teile einer Baugenehmigung parallel bearbeiten”, erläuterte der Minister. Dieses liege allerdings in der Organisationshoheit der Kommunen. Mit entsprechender Software könnten beispielsweise auch die Verfahrensstände von den Bauherrinnen und Bauherren eingesehen und die Baugenehmigungen abgerufen werden. „Durch die Digitalisierung der Verfahren läge hier eine enorme Chance für spürbar beschleunigte Bearbeitung.”
Die Niedersächsische Bauordnung sei dann das erste Fachgesetz in Niedersachsen, das detaillierte Regelungen für ein elektronisches Antragsverfahren vorsehe. Im Vordergrund stünde, für alle Beteiligten ein rechtssicheres und effektives Verfahren zu gewährleisten. „Baugenehmigungsverfahren können durch die Digitalisierung effektiver, schneller und kostengünstiger durchgeführt werden”, verwies Lies auf die Vorteile. „Am Ende soll jeder seine Baugenehmigung am sprichwörtlichen Küchentisch stellen können.”
„Die niedersächsischen Landkreise begrüßen die überfällige Digitalisierung des niedersächsischen Baurechts. Das ist auch ein wichtiger Schritt zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren. Wir erhoffen uns dadurch zudem einen Schub für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung insgesamt”, kommentierte NLT-Hauptgeschäftsführer Hubert Meyer die Vorlage des Entwurfs durch den Bauminister.
In Niedersachsen gibt es insgesamt rund 100 Baugenehmigungsbehörden. Laut Lies sind einige Behörden bereits sehr weit: „Der Landkreis Osnabrück, der Heidekreis und der Landkreis Lüchow-Dannenberg sind hier sicherlich unter den Vorreitern, andere stehen in den Startlöchern oder haben sich schon auf den Weg gemacht.” Mit den geplanten Änderungen würde das elektronische Baugenehmigungsverfahren nicht mehr die Ausnahme sein. „Ein wichtiger Punkt: Mit der Novelle machen wir die digitale Antragsstellung in Niedersachsen künftig zum Regelverfahren. Das wird einen Schub auch bei den Baugenehmigungsbehörden auslösen, die vielleicht noch nicht so weit sind.”
Angestrebt wird, dass die Änderungen gemeinsam mit der Niedersächsischen Bauvorlagenverordnung am 1. Januar 2022 in Kraft treten. Übergangsregelungen sollen es Bürgerinnen und Bürgern sowie den Kommunen ermöglichen, sich auf das neue Verfahren einzustellen. Mit den geplanten Änderungen würden auch Vorgaben der Europäischen Union und des Onlinezugangsgesetzes umgesetzt.
Zahlreiche Verbände haben nun sechs Wochen lang die Möglichkeit, ihre Auffassung über den Entwurf dem Bauministerium mitzuteilen.
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