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Zeitumstellung: Hintergrund, Ursprung und aktuelle Debatte
Emden. Zweimal im Jahr werden in vielen Ländern die Uhren umgestellt – im Frühjahr auf Sommerzeit, im Herbst zurück auf die Normalzeit (umgangssprachlich „Winterzeit“). Woher kommt diese Praxis, welchen Zweck sollte sie erfüllen – und warum ist sie heute so umstritten? Historisch reicht die Idee bis zu Benjamin Franklin zurück, der 1784 satirisch anregte, Tageslicht besser zu nutzen. Politisch umgesetzt wurde die Sommerzeit erstmals 1916 in Deutschland und Österreich-Ungarn, um Energie zu sparen. Nach wechselvoller Geschichte – mit Phasen der Abschaffung und Wiedereinführung – gilt in der EU seit 1996 ein einheitlicher Rahmen: Sommerzeit vom letzten März- bis zum letzten Oktober-Sonntag.
Ursprungsidee und Ziele
- Energiesparen: Längere Helligkeit am Abend sollte den Bedarf an künstlicher Beleuchtung senken. Studien zeigen heute jedoch ein gemischtes Bild – Einsparungen beim Licht werden teils durch Mehrverbrauch beim Heizen oder Kühlen aufgezehrt.
- Wirtschaft und Alltag: Handel, Gastronomie und Freizeitangebote sollten von abendlicher Helligkeit profitieren. Messbare Effekte sind branchenabhängig.
- Verkehr und Sicherheit: Mehr Tageslicht am Abend kann Unfälle reduzieren, allerdings sind Umstellungswochen oft von Müdigkeit und Konzentrationsschwächen begleitet.
Wie die Umstellung funktioniert
- Frühjahr: Letzter Sonntag im März – die Uhr springt von 2:00 auf 3:00 Uhr (eine Stunde „verloren“).
- Herbst: Letzter Sonntag im Oktober – von 3:00 auf 2:00 Uhr (eine Stunde „gewonnen“).
Merkhilfe: „Im Frühjahr die Gartenmöbel VOR die Tür, im Herbst ZURÜCK in den Schuppen.“
Gesundheitliche Aspekte
Die Zeitumstellung wirkt wie ein Mini-Jetlag: Schlafrhythmus, Herz-Kreislauf und Stoffwechsel können kurzfristig aus dem Takt geraten. Betroffen sind besonders Kinder, Schichtarbeitende und Menschen mit Schlafstörungen.
Tipps zur Anpassung:
- Schlafenszeit in den Tagen zuvor schrittweise um 10–15 Minuten verschieben.
- Abends helles Licht begrenzen, Bildschirme frühzeitig reduzieren.
- Morgens Tageslicht tanken, sich bewegen, feste Routinen beibehalten.
Europaweite Debatte um die Abschaffung
2018 sprachen sich in einer EU-Konsultation viele Teilnehmende für ein Ende der halbjährlichen Umstellung aus. Die EU-Kommission schlug vor, den Wechsel abzuschaffen und den Mitgliedstaaten die Wahl zwischen dauerhafter Normal- oder Sommerzeit zu lassen. Eine finale Einigung steht jedoch aus – Koordinationsfragen, wirtschaftliche Abwägungen und unterschiedliche Präferenzen bremsen den Prozess. Bis dahin bleibt die Umstellung bestehen.
Normalzeit oder Sommerzeit dauerhaft?
- Dauerhafte Normalzeit: Entspricht der geografisch „natürlicheren“ Zeit, wird von vielen Chronobiologinnen und Chronobiologen empfohlen. Vorteile: stabilerer Schlaf-Wach-Rhythmus, mehr Morgenlicht im Winter.
- Dauerhafte Sommerzeit: Länger hell am Abend, beliebt für Freizeit und Konsum; im Winter jedoch sehr späte Sonnenaufgänge (mancherorts nach 9 Uhr), was Schule und Arbeitsbeginn erschwert.
Fazit der Forschung: Wenn die Umstellung entfällt, plädieren viele Expertinnen und Experten für die dauerhafte Normalzeit.
Praktische Hinweise
- Technik: Smartphones, Rechner und viele Smart-Geräte stellen sich automatisch um. Analoge Uhren, Backöfen, Autos, Heizungssteuerungen oft nicht.
- Planung: Umstellungstermine im Kalender markieren – wichtig für Reisen, Schichtdienst, Veranstaltungen und Fahrpläne.
- Organisation: Unternehmen und Kommunen sollten Systeme, Gebäudeautomation und Außenbeleuchtung prüfen und rechtzeitig informieren.
Die Zeitumstellung entstand aus dem Wunsch, Energie zu sparen und Tageslicht effizienter zu nutzen. Heute sind die Vorteile umstritten; gesundheitliche und organisatorische Nachteile wiegen für viele schwerer. Solange es keine politische Einigung zur Abschaffung gibt, gilt: Im März vor, im Oktober zurück – mit etwas Vorbereitung gelingt die Umstellung gelassener.
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Redaktion: LeserECHO Emden