Neues aus Emden
Nikolaustag: Herkunft, Brauch und Bedeutung eines liebgewonnenen Festtags
Der 6. Dezember ist mehr als Schokolade im Stiefel. Der Nikolaustag erzählt von Nächstenliebe, Großzügigkeit und der Freude, andere zu überraschen – ein leiser Fixpunkt im Advent, der alte Geschichten mit heutigen Werten verbindet. Seine Wurzeln reichen ins 4. Jahrhundert und knüpfen an den heiligen Nikolaus von Myra an, einen Bischof, dessen Ruf auf Hilfsbereitschaft, Gerechtigkeitssinn und stillem Geben beruht. Aus Legenden wurden Rituale, aus Ritualen vertraute Familienmomente: Schuhe putzen, Stiefel rausstellen, heimlich füllen, staunen. Und bis heute gilt die einfache Erinnerung des Nikolaustags: Echte Größe beginnt im Kleinen – im freundlichen Wort, in geteilter Zeit, in der Hand, die man einander hinhält.
Wer war der heilige Nikolaus? Überliefert ist ein Bischof, der im 4. Jahrhundert in Myra (heute Demre in der Türkei) wirkte. Er half Bedürftigen, prangerte Unrecht an und schützte Kinder. Seine Taten prägten das christliche Verständnis von Barmherzigkeit – unaufdringlich, konkret, zugewandt. Aus diesen Erzählungen entstand im Mittelalter der Brauch, Kindern am Vorabend des 6. Dezember kleine Gaben zu bringen. Der Stiefel vor der Tür, der Teller am Fenster oder der aufgehängte Strumpf wurden zum Zeichen: Wer an andere denkt, wird selbst beschenkt. In manchen Regionen begleitet eine mahnende, meist humorvolle Figur wie „Knecht Ruprecht“ den Nikolaus – Erinnerung daran, dass Freundlichkeit und Rücksicht Teil des Festes sind.
Heute ist der Nikolaustag ein Fest der kleinen Gesten. Mandarinen, Nüsse, Gebäck, ein persönlicher Zettel – Dinge mit Herz statt großer Geschenke. Für Familien ist er ein sanftes Ritual in der Adventszeit; für Gemeinden, Schulen und Vereine ein Anlass, soziale Projekte zu unterstützen – vom Wunschbaum bis zur Spendenaktion. Regional zeigen sich vielfältige Traditionen: In Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt der Nikolaus oft im Bischofsgewand; am Niederrhein, in Bayern und im Alpenraum sind Umzüge, Hausbesuche und Lieder verbreitet. In den Niederlanden und Belgien steht „Sinterklaas“ mit eigenständigen Bräuchen und dem „Pakjesavond“ am 5. Dezember im Mittelpunkt, während in Teilen Osteuropas stärker religiöse Akzente mit Gottesdiensten und Segnungen überwiegen. Gemeinsam ist all diesen Formen der Kern: Zuwendung ohne Aufhebens, Schutz der Schwachen, Licht in dunkler Zeit.
Wer den Nikolaustag zeitgemäß feiert, findet Wege, Tradition und Nachhaltigkeit zu verbinden. Sinnvoll sind kleine, faire Aufmerksamkeiten – Nüsse, Obst, fair gehandelte Schokolade, wiederverwendbare Kleinigkeiten – und gemeinsame Taten: eine Karte schreiben, Spielzeug spenden, jemanden besuchen, der sich über Gesellschaft freut. Lokal einzukaufen stärkt die Region; Vereine und Initiativen freuen sich über Unterstützung. So bleibt die Symbolik lebendig: Der gefüllte Stiefel erinnert daran, dass Aufmerksamkeit und Fürsorge reich machen – für Gebende wie Empfangende. Der 6. Dezember ist damit weniger Spektakel als Einladung: innezuhalten, freundlich zu sein und Großzügigkeit praktisch werden zu lassen. Ein leiser, warmer Moment im Advent – mit Tradition, Sinn und einem Lächeln am Morgen danach.
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Redaktion: LeserECHO Emden
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Weihnachtsbasar im Müllerhaus: Kunst, Wärme und Geschenke mit Herz
Foto: Kunstverein Emden
Emden. Ab morgen wird das historische Müllerhaus an der Vrouw Johanna Mühle zum funkelnden Adventsrefugium. Der Weihnachtsbasar des Emder Kunstvereins öffnet seine Türen und lädt ein zu einem Wochenende, das Kunst, Handwerk und winterliche Gemütlichkeit zusammenbringt. Im warmen Lichterglanz präsentieren rund zehn Vereinsmitglieder ihre liebevoll gefertigten Unikate – persönliche Begleiter durch die Vorweihnachtszeit und besondere Geschenke mit Geschichte. Das festlich illuminierte Müllerhaus setzt die Arbeiten wirkungsvoll in Szene: historische Mauern, zeitgenössische Handschriften, ein intimer Rahmen, der die Adventsstimmung spürbar macht. Wer den Besuch abrunden möchte, nutzt die Gelegenheit, die benachbarte Vrouw Johanna Mühle zu besichtigen – ein kurzer Schritt, der Kunstgenuss und Emder Geschichte verbindet.
Die Bandbreite der Werke ist groß und zugleich präzise kuratiert. Ausdrucksstarke Acryl‑ und Pouring‑Bilder entfalten moderne Farbspiele, kleine Serien treffen auf charakterstarke Einzelstücke – jedes Werk mit klarer Handschrift. Dazu kommen handgefertigte Keramiken aus der Werkstatt „Pottjeklei“: funktional im Alltag, dekorativ im Zuhause und auf Wunsch mit feinen, weihnachtlichen Akzenten. Figuren aus Naturmaterialien und sorgfältig gestaltete Kleinigkeiten runden das Angebot ab. So wird der Basar zu einem Ort der Entdeckungen, an dem man das passende Präsent findet – lokal geschaffen, langlebig, mit Persönlichkeit. Der direkte Austausch mit den Kunstschaffenden macht den Unterschied: Fragen, Hintergründe, Lieblingsstücke – Nähe, die in der Adventszeit gut tut.
Auch kulinarisch ist für Pausen mit Herz gesorgt. Zwischen den Ständen laden selbstgebackene Kekse, duftender Kaffee und alkoholfreier Glühwein zum Verweilen ein. Am Sonntag ergänzt Rolando das Angebot mit Thüringer Bratwürsten und herzhaften Kleinigkeiten – ein Hauch Marktflair, der die winterliche Runde komplett macht. Draußen spendet eine Feuerschale wohlige Wärme, wird zum Treffpunkt für kurze Gespräche und verleiht dem Bummel jene Note, die Advent im Freien so besonders macht.
Warum sich der Besuch lohnt, erkennt man schon nach den ersten Schritten: Das Zusammenspiel aus warmem Licht, Feuerschein und handgemachten Arbeiten schafft eine Atmosphäre, die entschleunigt und inspiriert. Jeder Kauf unterstützt die lebendige lokale Kunstszene und macht aus einem Geschenk etwas Bleibendes. Wer bewusste Adventsmomente sucht, findet im Müllerhaus den passenden Ort – nahbar, künstlerisch, herzlich. Morgen geht’s los: vorbeischauen, Lieblingsstücke entdecken und ein Stück Emden mit nach Hause nehmen.
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Redaktion: LeserECHO Emden
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Deutscher Tierschutzbund warnt vor tierischen Überraschungen: Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke
Ein Welpe mit Schleife unterm Baum, ein Kätzchen in der Geschenkbox – was am Heiligabend Jubel auslöst, endet allzu oft in Enttäuschung für Mensch und Tier. Der Deutsche Tierschutzbund mahnt in diesem Advent zur Umsicht: Tiere sind keine Geschenke, sondern Lebewesen mit Bedürfnissen, Kosten und Ansprüchen – und zwar ein Leben lang. Wer sich in der Weihnachtsstimmung zu einem Spontankauf hinreißen lässt, riskiert genau das, was die Tierheime jährlich nach den Feiertagen erleben: Rückgaben, Überforderungen, Aussetzungen. Was als Überraschung beginnt, wird schnell zur Belastungsprobe, wenn im Alltag Zeit, Wissen und verlässliche Betreuung fehlen. „Ein Tier ist kein Pullover und kein Spielzeug, das man umtauschen kann, wenn es nicht gefällt“, betont Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Verantwortung beginnt nicht mit einer Schleife, sondern mit einer bewussten, gemeinsamen Entscheidung.
Das Muster wiederholt sich jedes Jahr. Nach Weihnachten und im neuen Jahr landen unüberlegt angeschaffte Tiere in den Tierheimen, weil unerwartete Kosten anstehen, Urlaubspläne kollidieren oder die Realität artgerechter Haltung unterschätzt wurde. Oft zeigt sich erst im Familienalltag, dass Füttern, Gehege reinigen, Gassi gehen, Training und Tierarzttermine vor allem an den Eltern hängen bleiben. Selbst wenn Kinder sich vornehmen, „alles zu übernehmen“, bleibt die Verantwortung rechtlich wie praktisch bei Erwachsenen. Dazu kommt der ungünstige Zeitpunkt: Die Vorweihnachtszeit ist trubelig, Feiertage sind laut und unruhig – keine ideale Kulisse, damit ein Tier ankommen, Vertrauen fassen und Routinen entwickeln kann.
Wer ernsthaft über ein Haustier nachdenkt, sollte Fragen klären, bevor ein Napf bereitsteht. Welches Tier passt zur Familie und zur Wohnsituation? Ist langfristig genug Zeit vorhanden – auch in Prüfungsphasen, Geschäftszeiten, Schichtarbeit? Sind Tierarztkosten, Versicherung, Futter, Ausstattung und Urlaubsbetreuung dauerhaft gesichert? Die Entscheidung sollte die ganze Familie mittragen. Ein Besuch im Tierheim ist dabei ein guter Start: Viele Tiere warten dort auf ein Zuhause, die Teams kennen ihre Schützlinge und beraten, welche Charaktere zu welchem Alltag passen. Auch die Bereitschaft, einem älteren Tier oder einem Tier mit Ruhebedürfnis ein Zuhause zu geben, wächst oft im Gespräch – aus der „Idee Haustier“ wird ein passender, tragfähiger Plan.
Für alle, die „etwas Tierisches“ schenken möchten, gibt es Alternativen, die Freude machen und Verantwortungsbewusstsein stärken – ohne Lebewesen zur Überraschung zu machen. Eine Tierheim‑Patenschaft oder Spende in der Region hilft sofort und sichtbar. Ein Gutschein für einen gemeinsamen Tierheim‑Besuch im Januar, verbunden mit Beratung, schafft Zeit und Wissen. Gute Ratgeberliteratur zur gewünschten Tierart, ergänzt um eine realistische Budget‑ und Zeit‑Checkliste, bereitet fundierte Entscheidungen vor. Sinnvolles Zubehör besorgt man idealerweise erst, wenn die Entscheidung nach den Feiertagen bewusst gefallen ist – nie umgekehrt. So bleibt der Gabentisch festlich, ohne Tiere in die Rolle von Geschenken zu drängen.
Am Ende geht es um eine Haltung: Tiere sind Mitbewohner, keine Dinge. Sie bringen Nähe, Routinen und Verantwortung – und sie brauchen Stabilität, Respekt und verlässliche Fürsorge. Wer das will, wählt den ruhigen Zeitpunkt, die passende Art, die realistischen Rahmenbedingungen und sagt bewusst Ja. So entstehen Beziehungen, die tragen: weit über die Feiertage hinaus, viele Jahre lang. Weihnachten ist eine gute Zeit, diese Entscheidung vorzubereiten – nicht, sie zu überstürzen.

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Redaktion: LeserECHO Emden




