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Refor­ma­ti­ons­tag: Ursprung, Bedeu­tung und geleb­te Traditionen

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Emden. Am 31. Okto­ber erin­nern evan­ge­li­sche Chris­tin­nen und Chris­ten an den Beginn der Refor­ma­ti­on – ein Ereig­nis, das Euro­pa reli­gi­ös, kul­tu­rell und gesell­schaft­lich grund­le­gend ver­än­der­te. Im Mit­tel­punkt steht Mar­tin Luther, der 1517 in Wit­ten­berg sei­ne 95 The­sen ver­öf­fent­lich­te und damit Miss­stän­de wie den Ablass­han­del kri­ti­sier­te. Ob er die The­sen tat­säch­lich an die Tür der Schloss­kir­che schlug, ist his­to­risch umstrit­ten; gesi­chert ist, dass sei­ne Schrift die theo­lo­gi­sche Debat­te beschleu­nig­te und eine Reform­be­we­gung aus­lös­te, deren Wir­kung weit über Deutsch­land hinausreichte.

Zen­tra­le Impul­se der Reformation

Die Refor­ma­ti­on präg­te Grund­ge­dan­ken, die bis heu­te das evan­ge­li­sche Selbst­ver­ständ­nis ausmachen:

  • Recht­fer­ti­gung allein aus Gna­de: Der Mensch wird vor Gott nicht durch Leis­tun­gen, son­dern aus Gna­de gerecht.
  • Vor­rang der Hei­li­gen Schrift: Die Bibel als maß­geb­li­che Quel­le des Glaubens.
  • Pries­ter­tum aller Gläu­bi­gen: Mün­dig­keit und Ver­ant­wor­tung jedes Ein­zel­nen im Glauben.

Die­se Ideen beför­der­ten Bibel­über­set­zun­gen in die Volks­spra­chen – Luthers deut­sche Über­set­zung war weg­wei­send –, stärk­ten Bil­dung und ver­än­der­ten Got­tes­dienst­pra­xis sowie Kir­chen­mu­sik nachhaltig.

His­to­ri­sche Fol­gen und öku­me­ni­sche Perspektiven

Aus der Refor­ma­ti­on erwuch­sen unter­schied­li­che Kon­fes­sio­nen (luthe­risch, refor­miert, angli­ka­nisch) und neue recht­li­che Ord­nun­gen – etwa Reli­gi­ons­frie­den im 16. Jahr­hun­dert. Kul­tur, Bil­dung und All­tags­le­ben wur­den nach­hal­tig geprägt, zugleich war die Epo­che von Kon­flik­ten beglei­tet. Aus die­ser Geschich­te hat sich vie­ler­orts ein öku­me­ni­scher Dia­log ent­wi­ckelt, der heu­te Gemein­sam­kei­ten betont und das Mit­ein­an­der der Kir­chen stärkt.

Wie der Refor­ma­ti­ons­tag began­gen wird

In meh­re­ren deut­schen Bun­des­län­dern ist der Refor­ma­ti­ons­tag gesetz­li­cher Fei­er­tag. Gemein­den fei­ern Fest­got­tes­diens­te, oft mit beson­de­rer Kir­chen­mu­sik, Lesun­gen aus refor­ma­to­ri­schen Tex­ten und Pre­dig­ten über Frei­heit, Gewis­sen und Erneue­rung. Bil­dungs­an­ge­bo­te, Vor­trä­ge, Aus­stel­lun­gen und Stadt­füh­run­gen – etwa in Wit­ten­berg, Eis­le­ben oder Erfurt – machen Orte und Ideen der Refor­ma­ti­on erleb­bar. Für Fami­li­en gibt es krea­ti­ve For­ma­te wie Bas­tel­ak­tio­nen, Musik­krei­se oder das Backen von „Luther­bröt­chen“.

Nähe zu Aller­hei­li­gen: Dia­log statt Abgrenzung

Die zeit­li­che Nähe zum katho­li­schen Aller­hei­li­gen (1. Novem­ber) unter­streicht öku­me­ni­sche Sen­si­bi­li­tät. Vie­le Gemein­den nut­zen die Tage rund um den 31. Okto­ber für Begeg­nun­gen, Gesprä­che und gemein­sa­me Pro­jek­te. Dabei rücken ver­bin­den­de Wer­te in den Mit­tel­punkt: Gerech­tig­keit, Nächs­ten­lie­be, Frie­den und gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung. In Jubi­lä­ums­jah­ren haben sich zudem „Refor­ma­ti­ons­som­mer“ mit Kon­zer­ten, Open-Air-For­ma­ten und the­ma­ti­schen Fes­ti­vals etabliert.

Aktu­el­le Fra­gen an den 31. Oktober

Der Refor­ma­ti­ons­tag ist nicht nur Rück­blick, son­dern Anstoß zur Erneue­rung: Wo braucht unse­re Zeit neue Impul­se für Glau­ben, Gewis­sen und Gemein­sinn? Wie kön­nen Bil­dung, Spra­che und Musik Brü­cken zwi­schen Men­schen bau­en? Und wie ver­bin­det sich per­sön­li­che Frei­heit mit Ver­ant­wor­tung für ande­re? Ob in Andach­ten, beim Besuch his­to­ri­scher Orte, in musi­ka­li­schen Fei­ern oder im stil­len Lesen refor­ma­to­ri­scher Tex­te – der Tag lädt ein, Her­kunft zu ver­ste­hen, Gegen­wart bewusst zu gestal­ten und Zukunft hoff­nungs­voll in den Blick zu nehmen.


Redak­ti­on: Lese­r­ECHO Emden

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Ers­ter Advent: Wenn das ers­te Licht die Dun­kel­heit teilt

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Der ers­te Advent ist mehr als ein Datum, er ist ein Beginn. Mit der ers­ten Ker­ze auf dem Kranz tritt ein lei­ses Licht gegen die Dun­kel­heit an und mar­kiert jenen Moment, in dem das Tem­po sinkt, der Atem tie­fer wird und das Zuhau­se sich in ein war­mes Jetzt ver­wan­delt. Drau­ßen liegt das Novem­ber­grau, der Wind zeich­net küh­le Fin­ger an die Schei­ben. Drin­nen mischt sich der Duft von Tan­nen­grün und Wachs mit der süßen Vor­ah­nung frisch geba­cke­ner Plätz­chen. Ein Kranz, ein paar Zwei­ge, viel­leicht eine Hand­voll Ster­ne – es braucht nicht viel, um die­se beson­de­re Stim­mung zu wecken. Das ers­te Licht erin­nert dar­an, wor­auf wir war­ten: an die Freu­de, die wächst, an die Ruhe, die ein­kehrt, an das Mit­ein­an­der, das gera­de in dunk­len Tagen hel­ler leuchtet.

Vie­le Men­schen fül­len die­sen Sonn­tag mit klei­nen Ritua­len. Ein Spa­zier­gang am frü­hen Nach­mit­tag, wenn das Licht wei­cher wird und die Luft kla­rer klingt, schafft Raum im Kopf. In der Küche ver­bin­den sich Vanil­le und Zimt mit Kind­heits­er­in­ne­run­gen, Teig­res­te wan­dern von der Schüs­sel an die Lip­pen, und aus dem Ofen klingt das Knis­tern der ers­ten Ble­che. Ein Anruf bei denen, die man zu sel­ten hört, über­brückt Distan­zen, und viel­leicht führt der Weg auf einen Weih­nachts­markt, wo der ers­te Punsch des Jah­res die Hän­de wärmt und Lich­ter­ket­ten die Stadt ein klein wenig ver­zau­bern. Am Abend sitzt man zusam­men, erzählt, blät­tert in Kalen­dern und steckt Zei­chen in die Wochen, die kom­men: Kon­zer­te, Tref­fen, klei­ne Vor­ha­ben. Die Zeit bis zum Fest fühlt sich plötz­lich greif­bar an.

Der ers­te Advent ist ein sanf­ter Auf­takt. Nicht laut, nicht spek­ta­ku­lär, son­dern lei­se und warm. Er macht Mut, sich dem Wesent­li­chen zuzu­wen­den, dem Maß­vol­len, dem Zar­ten. Jede acht­sa­me Minu­te, jede Ges­te der Freund­lich­keit, jedes gedul­di­ge Wort fügt dem Tag Tie­fe hin­zu, ganz ohne gro­ßen Auf­wand. So wird aus der ers­ten Ker­ze mehr als ein Sym­bol: eine Ein­la­dung zu Geduld und Hoff­nung, zu jener stil­len Vor­freu­de, die Schritt für Schritt begleitet.

Möge das ers­te Licht nach­klin­gen – in ruhi­gen Momen­ten, in klei­nen Freu­den, in Begeg­nun­gen, die das Herz hel­ler machen. Einen schö­nen ers­ten Advent.


Redak­ti­on: Lese­r­ECHO Emden

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Welt­wei­te Stö­rung: Cloud­fla­re-Aus­fall legt zahl­rei­che Inter­net­diens­te lahm

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UPDATE 18.11.2025 — 16:58: Nach unse­ren Infor­ma­tio­nen soll­ten die meis­ten Diens­te wie­der funktionieren.

Emden. Eine groß­flä­chi­ge tech­ni­sche Stö­rung hat am Mitt­woch­mit­tag für erheb­li­che Pro­ble­me im Inter­net gesorgt. Zahl­rei­che welt­weit genutz­te Diens­te – dar­un­ter X, Pay­pal, ChatGPT, Dis­cord, Ikea, League of Legends und Can­va – waren seit etwa 12 Uhr zeit­wei­se nicht erreich­bar oder funk­tio­nier­ten nur ein­ge­schränkt. Ursa­che war eine Stö­rung beim US-Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men Cloud­fla­re, das für vie­le Web­sites Sicher­heits- und Per­for­mance-Diens­te bereitstellt.

Mas­si­ve Beein­träch­ti­gun­gen im Netz

Wer auf sozia­len Netz­wer­ken wie X sur­fen, Online­zah­lun­gen täti­gen oder Tools wie ChatGPT ver­wen­den woll­te, erhielt vie­ler­orts Feh­ler­mel­dun­gen. Auch der Info­gra­fik-Dienst Datawrap­per, der unter ande­rem in den ntv.de-Grafiken genutzt wird, war betrof­fen – wodurch in vie­len Arti­keln sicht­ba­re Lücken entstanden.

Der Dienst allestörungen.de, nor­ma­ler­wei­se eine ers­te Anlauf­stel­le bei Netz­pro­ble­men, ver­zeich­ne­te bin­nen kur­zer Zeit mehr als 5.000 Mel­dun­gen – war jedoch selbst zeit­wei­se nicht erreichbar.

Cloud­fla­re bestä­tigt lau­fen­de Untersuchungen

Cloud­fla­re erklär­te: „Cloud­fla­re ist sich eines Pro­blems bewusst, das mög­li­cher­wei­se meh­re­re Kun­den betrifft, und unter­sucht die­ses der­zeit.“ Wei­te­re Infor­ma­tio­nen sol­len fol­gen. Kurz zuvor waren War­tungs­ar­bei­ten ange­kün­digt worden.

Nach rund einer Stun­de berich­te­te das Unter­neh­men zwar von einer all­mäh­li­chen Sta­bi­li­sie­rung, den­noch kön­ne es wei­ter­hin „über­durch­schnitt­lich hohe Feh­ler­ra­ten“ geben, da die Behe­bung noch laufe.

Glo­ba­le Aus­wir­kun­gen bereits in der Vergangenheit

Stö­run­gen bei gro­ßen Cloud-Sys­te­men sind nicht unge­wöhn­lich – und zei­gen immer wie­der die welt­wei­te Abhän­gig­keit von weni­gen Infra­struk­tur­anbie­tern. Erst vor rund einem Monat hat­te ein Aus­fall bei Ama­zon Web Ser­vices (AWS) inter­na­tio­nal für Pro­ble­me gesorgt. Ende Okto­ber war zudem der Mes­sen­ger Signal für etwa 90 Minu­ten glo­bal offline.

Aktu­el­ler Status:

Den aktu­el­len Sta­tus könnt ihr fin­den unter https://www.cloudflarestatus.com


Redak­ti­on: Lese­r­ECHO Emden

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